KSV Wetzlar macht sich für den Re-Start bereit

4. Jun 2021 | von | Kategorie: Allgemein

 
WETZLAR – Die neuerlichen Lockerungen während der Corona-Pandemie sorgen auch im Kegelsport für Entspannung – und damit auch beim heimischen KSV Wetzlar. Die monatelange Schließung seiner Anlage währt wohl nicht mehr lange. Wenngleich bislang unter Hygieneauflagen bereits zwei Kegelsportler auf den Bahnen aktiv sein durften und so die Aktiven, die regelmäßig am Ligaspielbetrieb teilnehmen, wieder trainieren konnten, liegt der Breitensport mit seinen zahlreichen Freizeitkeglern weiter am Boden. Aber auch hier zeichnet allerdings sich Besserung ab.
Was sich derzeit beim KSV tut und wie es in der Kegelsportanlage in Hermannstein weitergeht, erklärt der Vereinsvorsitzende Jochen Janson im Interview.
 
Herr Janson, der Wettkampfbetrieb in Ihrer Sportart ist seit Monaten unterbrochen. Im Herbst soll es aber endlich weitergehen. Wie bereiten sich Ihre Mannschaften auf die neue Saison vor?
 
Wettkampfkegeln hat nichts mit dem Kneipenspiel zu tun. Wer im Ligabetrieb viel Holz werfen möchte, das heißt hohe Punktzahlen, muss gut trainiert sein. Gefordert sind vor allem Konzentration und Präzision. Beim KSV Wetzlar bereiten sich die aktiven Mitglieder – durch die Corona-Regeln gleichwohl noch eingeschränkt – in der vereinseigenen Kegelsportanlage bereits auf die im September hoffentlich beginnenden Saisonwettkämpfe vor. Der KSV stellt zwei Herren- und zwei Damenmannschaften bis zur Hessenliga. Im üblichen Wettkampfmodus – und damit auch im vorbereitenden Training – spielen die Akteure 120 Würfe mit Gassenzwang, verteilt auf vier Bahnen je 30 Wurf. Die ersten 15 Kugeln gehen jeweils „in die Vollen“, also immer in neun stehende Kegel. Die zweiten 15 Würfe werden im „Abräumen“ gespielt. In das volle Bild wirft der Kegler erst wieder, wenn er mit möglichst wenigen Würfen alle Kegel getroffen – also abgeräumt – hat.
 
Bei derlei Anforderungen an die Mannschaftskegler erscheint es auch dringend notwendig, frühzeitig wieder regelmäßig zu trainieren und nach so langer Pause einen sogenannten „Kaltstart“ zu vermeiden, oder?
 
Ein Kaltstart wäre leistungsbezogen katastrophal und mit höherem Verletzungsrisiko verbunden, daher sind zwei bis drei Monate Vorbereitung auf den Saisonstart unabdingbar. Die viermal 30 Würfe absolviert man in etwa einer Dreiviertelstunde. Dabei hat der Kegler für die 30 Würfe auf jeder Bahn nur zwölf Minuten zur Verfügung, die Zeit läuft auf der Anzeigetafel am Ende der Bahn ab. Das heißt, alle 24 Sekunden muss eine neue Kugel auf der Bahn rollen, viel Zeit zum Ausruhen bleibt also nicht. Neben allgemeinem Kraftausdauertraining sollten in der Vorbereitung zwei der beschriebenen Durchgänge trainiert werden, um auch beim 120. Wettkampfwurf noch die entsprechende Kraft und Kondition zu haben. Das setzt grundsätzlich eine gute körperliche Verfassung der Sportler voraus. Um diese trotz Corona zu erhalten, haben wir unseren Mitgliedern seit März 2020 mit Beginn der Einschränkungen ein Onlinetraining angeboten, dass speziell auf die fürs Kegeln wichtigen Muskelgruppen abgestimmt war, aber auch Faszientraining oder Stretching beinhaltete. Hierfür haben wir extra Fitnessbänder, Kleinhanteln und Faszienrollen angeschafft und den Mitgliedern kostenlos zum Ausleihen zur Verfügung gestellt.
 
Auch das Freizeitkegeln als geselliges Beisammensein ohne Wettkampfdruck ist ein wichtiges Standbein in Ihrem Verein, das zuletzt allerdings in besonders hohem Maß unter der Pandemie gelitten hat. Wie soll es hier weitergehen?
 
Vor den Bahnen im Gesellschaftsraum ist nicht nur für die Sportkegler Zeit für das Gemeinsame. Der Raum wird auch von Freizeitclubs, die sich meist alle vier Wochen abends hier treffen, gerne genutzt, da werden in entspannter Atmosphäre Anekdoten und Geschichten ausgetauscht. Hier wird besonders die Geselligkeit gelebt, und es gibt natürlich keine Zeit- oder Leistungsvorgaben. Dennoch ist bei den zahlreichen Freizeitkegelspielen wie „Tannenbaum“, „Sarg“ oder „Lotto“ die sportliche Aktivität gefragt. Ich bedauere, dass dieser Breitensportbereich durch die Pandemie gar nicht mehr durchführbar war. Aber wir sehen ja jetzt ein Licht am Ende des Coronatunnels. Einige Clubs haben sich in dieser Zeit abgemeldet, dies gibt aber andererseits anderen die Chance, abends eine topgepflegte Bahn auf einer der modernsten und schönsten Anlagen Deutschlands zu bekommen und in gemütlicher Atmosphäre mit Freunden eine ruhige Kugel zu schieben.

Das Interview führte Lena Wagner.

 

ZUR PERSON

Jochen Janson, verheiratet und 56 Jahre alt, lebt im Wetzlarer Stadtteil Naunheim und arbeitet bei der Deutschen Bundesbank in Frankfurt. Im Alter von 15 Jahren trat er in den KSV Wetzlar ein, kegelte dort wettbewerbsmäßig bis vor etwa sechs Jahren und ist seit rund 37 Jahren in diversen Funktionen im Vorstand des aktuell rund 150 Mitglieder starken Vereins tätig. Vor gut zwei Jahrzehnten wurde Janson zum Vorsitzenden des KSV gewählt, seit drei Jahren ist er Sektionspräsident Schere sowie seit einem Jahr auch Verbandspräsident im Hessischen Kegler und Bowlingverband (HKBV).

(lew)